Demokratie braucht Erinnerung – Bildungsfahrt nach Heidelberg
Die AWO Mörfelden-Walldorf hatte für den 13. September 2025 zu einer interessanten Bildungsfahrt nach Heidelberg eingeladen. Unter dem Motto „Demokratie braucht Erinnerung“ besuchten 36 Teilnehmende die romantische Stadt am Neckar. Unter der fachkundigen Leitung von Klaus Müller, Sprecher des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“ wurden die Teilnehmenden bei einem kurzen Zwischenstopp an der Raststätte Lorsch, inhaltlich auf die Ausstellungen in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma vorbereitet.
Aufgrund der Anzahl der Teilnehmenden erfolgten die Führungen in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in zwei Gruppen; zum einen durch die Dauerausstellung, die Herkunft, Leben und politisches Wirken Friedrich Eberts beleuchtete. Zum anderen wurde in der Führung durch die Sonderausstellung zum 100. Todestag Friedrich Eberts „Friedrich Eberts Erbe – eine Demokratie mit Perspektiven“ die historische Entwicklung der Weimarer Republik, von deren Entstehung und ihren Perspektiven bis zu deren Scheitern, thematisiert.
Anschließend bot die Altstadt Heidelbergs mit ihrer vielfältigen Gastronomie Gelegenheit, für das leibliche Wohl zu sorgen, bevor sich die Gruppe auf den Weg zum Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma machte. Diese Einrichtung ist die wichtigste deutsche Gedenkstätte für die Opfer des Porajmos, die NS-Verfolgung der Sinti und Roma. Träger ist der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma mit ihrem Vorsitzenden Romani Rose. Die Führung durch die Dauerausstellung, die 1997 von Bundespräsident Roman Herzog eröffnet wurde, erinnert an den nationalsozialistischen Völkermord an dieser Volksgruppe in ganz Europa.
In der abschließenden Diskussionsrunde zur Nachbetrachtung der Bildungsfahrt wurde deutlich, dass die Shoah an den Juden sehr viel präsenter ist als die Verfolgung und Vernichtung von Sinti und Roma. Die Teilnehmenden gaben ihrer Erschütterung Ausdruck, dass Menschen zu derartigen Unmenschlichkeiten fähig sind. Auch wurde die Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus sowie deren Unterstützung zur Flucht von Naziverbrechern über die sogenannte „Rattenlinie“ kritisch beleuchtet.
Der Besuch der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte führte sehr eindrucksvoll vor Augen, dass eine Demokratie ständigen Gefahren ausgesetzt ist. Wir erleben zunehmend Anfeindungen und Verächtlichmachungen demokratischer Strukturen und nicht nur verbale Angriffe auf Politiker:innen, sondern auch handfeste Gewalt. Die Einflussnahme rechtsextremer Organisationen und Parteien über die sozialen Medien transportiert erfolgreich deren rassistische und völkische Ideologie und beeinflusst insbesondere junge Menschen.
Als ein Ergebnis der Bildungsfahrt bleibt festzuhalten, dass es wichtig ist, „Haltung zu bewahren“, als Demokrat:in und als Mensch.